F O T O G A L E R I E
KROATIEN - ALBANIEN
R O U T E
KROATIEN
Als ob sie an der Strassenkreuzung auf uns gewartet hätte, überfällt uns dieser stark böhige Wind, nachdem wir nach der letzten Hügelkuppe in Richtung kroatischer Küste abbiegen. Bura, heisst dieses himmlische Kind. Ein Fallwind der um diese Jahreszeit typisch ist und an der dalmatinischen Küste sein Unwesen treib. Besonders wild treibt sie ihr Unwesen in den offenen Felsflanken der kargen Küste. In den Buchten weiss man nie was einen erwartet, wenn man um die Kurve kommt. Ohne Mühe bringt sie einen zum beinahen Stillstand, wenn sie von vorne weht. Weht sie von der Seite, ist es eine kluge Entscheidung sich in Richtung Strassenmitte zu begeben, sonst landet man schneller als man denkt im Strassengraben oder noch tiefer. Fast schon schwerelos fühlt man sich, wenn sie einem als Rückenwind zudient, ein Gefühl des freien Falls stellt sich dann ein, wenn sie schlagartig vom Gegen- zum Rückenwind kehrt. Das Radfahren mit Bura ist also ein sehr abwechslungsreiches Unterfangen und erfordert Kraft und Konzentration.
Eines Abends bauen wir unser Zelt, mangels Übernachtungsalternativen, bei mässiger Bura auf. In der Nacht kommt die Bura auf Hochform, heulend und wild fegt sie über unser Zelt hinweg und peitscht mit voller Wucht auf uns hinein. An Schlaf ist nicht zu denken, mehrmals müssen wir raus um die Verankerungen vom Zelt zu prüfen. Den ersten Härtetest hat unser Stoffhaus überstanden.
So wird die Bura zu unseren steten Begleiterin, manchmal wild und dann wieder zahm wie eine Meeresbrise. Je weiter wir in den Süden kommen umso schlechter wird das Wetter.
Regen, Wind, Schnee, Alles auf einmal und alles zugleich. Die Bräune in unseren Gesichtern ist bereits wieder weg. Diese fiesen Eiskristalle haben sie uns mit Hilfe der Bura abgeschliffen.
Wie Nadeln stechen sie auf der Haut, und eine fast zentimeterdicke Schneeschicht baut sich an der Jacke auf. Zum ersten Mal auf dieser Reise, zückte Esther ihre Skibrille.
In Dubrovnik sitzen wir dann endgültig fest. Stundenlange, heftige Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen entladen sich über der Stadt und dem Meer. Versteckt hinter dem Glas der Balkontüre allerdings, ist dieses Szenario sehr stimmungsvoll und eindrücklich. Geradezu schön.
Unsere Reise durch die Länder Kroatien, Montenegro und Albanien ist geprägt vom schlechten Wetter. Starke Stürme, Dauerregen und Schnee begleiteten uns bis nach Griechenland. Unsere geplante Route, durch das Landesinnere von Albanien, nach Griechenland oder Bulgarien zu gelangen, müssen wir wegen den ungewöhnlich grossen Schneemengen im Landesinnern, aufgeben.
MONTENEGRO
Es ist ein schöner Tag an dem wir Kroatien verlassen.
Das Kroatien zu Montenegro nicht die beste Beziehung hat, lässt uns nicht nur die Bevölkerung wissen, auch die Grenzposten der beiden Länder lassen es erahnen, liegen sie doch fast einen Kilometer auseinander.
In der Bucht von Kotor fahren wir in den Abend hinein.
Um diese Bucht zu umfahren, sind es gut 60 km die es zu bewältigen gibt.
Am Anfang der Bucht ist es ein Katzensprung ans andere Ufer, das witzige ist, das dieser Sprung erst am kommenden Tag vollendet wird. Eine wahrliche Idylle diese Bucht, schöne Orte und irgendwie scheint hier die Uhr anders zu laufen.
Allerdings herrscht wahre Aufbruchsstimmung, in wenigen Jahren wird es wohl sehr touristisch sein, da überall neu gebaut wird. Wer im Sommer dort Ferien macht, wir sich den Genuss von Austern nicht entgehen lassen, werden sie doch vielerorts gezüchtet.
Schon wenige Kilometer ausserhalb dieser Bucht haut uns der Wind schon wieder beinahe aus dem Sattel. „Fertig lustig, es muss etwas geschehen“. Ein junger Mann bietet sich an, uns nach Bar zu fahren, das lassen wir uns nicht zweimal sagen, verladen unser Hab und Gut und fahren mit.
Von Bar nach Shkodër in Albanien sind es noch ca. 50km. Da das Wetter am nächsten Tag mitspielt, bewältigen wir diesen Abschnitt dann doch mit den Rädern, was sich auch wirklich sehr gelohnt hat.
Frauen Tragen immer öfters ein Kopftuch, und in der ferne sehen wir vermehrt Moscheen.
Es wird allmählich muslimisch. Im albanischen Shkodër angekommen, ist auch der Nullpunkt wieder da, es ist kalt. Schnell steigen wir in einem Touristenhotel ab, welches uns von freundlichen Jungs empfohlen wird. Das Hotel hat vier Sterne und den Charakter einer Umziehkabine aus den 70er Jahren.
Mit der Moschee gleich gegenüber, werden wir um 5 Uhr morgens, vom Gesang des Muezzin geweckt.
Sehr melodiös und schön anzuhören, wir geniessen es, auch wenn es früh am Morgen ist.
ALBANIEN
Es ist nicht einfach, einen Bericht über Albanien zu schreiben, sehr unterschiedlich sind die Eindrücke die wir sammelten.
Die Versuchung, das Land mit dem Bus, rasch möglichst zu durchqueren, liegt am ersten Tag nahe.
„Das darf nicht sein“. sagen wir uns selbst. Nicht etwa da es unser Ego nicht zulassen würde mit dem Bus zu reisen. Sondern die Suche nach dem Schlüssel zu der Türe, welche uns dem Land gegenüber öffnet, hindert uns daran dies zu tun.
Wir durchqueren Albanien weiter mit dem Fahrrad entlang der recht dicht besiedelten Küste. Was sofort auffällt, sind die unzähligen Rohbauten welche die Landschaft prägen und die vielen Mercedes Benz auf der Strasse. Einige der Bauten, die aus der Ferne als Villen glänzen, entpuppen sich aus der Nähe als noch im Bau befindend und zerfallen an einigen Stellen bereits wieder. Unzählige neue Hotels, Restaurants und Cafes, schiessen wie Pilze aus dem Boden. Wo auch immer diese rege Bautätigkeit hinführen mag, bleibt uns ein Rätsel. Dass Albanien das Land in Europa mit der grössten Umweltverschmutzung ist, glauben wir gerne. Wo man auch hinschaut, liegt Müll. An den Bachläufen entlang, bleibt in besiedelten Gebieten, kein Meter ohne diesen. Plastiktüten hängen wie tibetische Gebetsfahnen an den Zweigen der Pflanzen. Umso mehr wir aber in den Süden von Albanien kommen, umso ländlicher zeigt es sich uns. Einsame Strassen mit fantastischen Ausblicken auf die mit Schnee überzuckerten Berge. Überall Zitronen- und Orangenbäume, diese tragen das ganze Jahr durch ihre Früchte.
Die Albaner selber, sind durchwegs freundlich und hilfbereit. Viele kommen, um einfach ein wenig zu schwazten oder erklären uns mit ein paar Brocken Italienisch, ausführlich den Weg.
Zum Abschied, schenkt uns der Zollbeamte mit einem lächeln im Gesicht, zwei Orangen.