C H I N A

Yunnan

China - Yunnan

Schrifttafel an der

Zwillingsdrachenbrücke


Nach ein paar Tagen Rast verlassen wir die turbulente Touristenhochburg Shangri-La.

Auf unserer Fahrt an die vietnamesische Grenze verlieren wir von nun an ständig an Höhe. Wie immer handelt es sich nicht um einfaches herunterfahren, wir haben noch etliche Pässe zu überqueren, doch jedes mal ist die Abfahrt etwas länger als der Aufstieg, so dass wir kurz vor der vietnamesischen Grenze noch auf 100 m.ü.M. sind.

Kaum liegt die Stadt hinter uns, wir es ruhig um uns. Wie oft auf unserer Reise fahren wir auf Nebenstrassen. Herbstliche Arvenwälder prägen die Landschaft. Wir verbringen ein paar wunderbare Zeltnächte in grossartiger Natur. Zum ersten Mal seit langem überqueren wir einen Pass auf dem keine tibetischen Gebetsfahnen gespannt sind. Mit Shangri-La haben wir nicht nur die Provinz Sichuan sondern auch das von Tibetern bewohnte Gebiet verlassen. Auch in Yunnan bereisen wir fast ausschliesslich Gebiete die von Minderheiten bewohnt sind. So leben hier die Hui, das sind chinesische Muslime die seit dem Einfall der Mongolen im 13. Jahrhundert in Yunnan ansässig sind. In grösseren Dörfern stehen hier Moscheen, überall in der Landschaft verstreut hat es muslimische Grabsteine, zum Teil hoch oben an den Hängen, und in den Städten sieht man Frauen mit Kopftüchern. Der grösste Teil der Minderheiten in Yunnan ist jedoch buddhistischen Glaubens und tibetischer, burmesischer und laotischer Abstammung oder sie stammen wie das Volk der Hani von Froschaugen ab. Diese Völker tragen eine unglaubliche Vielfalt an Trachten und traditioneller Bekleidung zur Schau, die auch im Alltag getragen werden. In jedem neuen Tal, in jedem Dorf, in das wir kommen gibt es aber nicht nur in Bezug auf die Bekleidung Neues zu entdecken. die Architektur der traditionellen Bauernhäuser ändert sich stetig, die Art und weise wie das Heu getrocknet wird, zeigt sich in einer unglaublichen Variantenvielfalt.

mit jedem Pass den wir überqueren und je weiter wir herunterkommen verändert sich auch Natur und Landwirtschaft.

Nach den ersten paar herrlichen Tagen nach Shangri-La in denen wir vor allem durch unberührte Natur fahren, entdecken wir auf einer Abfahrt die erste Bananenpalme. Die Täler sind nun dichter besiedelt und werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Jeder Quadratmeter und jeder Winkel ist mit Gemüse, Mais oder Reis bepflanzt. An den Hängen hat es bis weit nach oben Terrassen. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang sind die Felder und Terrassen voller arbeitender Bauersleute. Alles wird von Hand gemacht. Es wird geerntet und angebaut. Einen Winter mit Anbau- oder Erntepause gibt es hier anscheinend nicht. Ein Zeltplatz ist kaum noch zu finden und so übernachten wir immer öfters in Hotels, von denen es zum Glück in jeder Kleinstadt unzählige gibt. Eines Tages checken wir im Städtchen Jingdong im erst besten Hotel ein. Die Receptionistin ist ganz aus dem Häuschen als sie uns sieht. Wir sind die ersten ausländischen Gäste im Hotel. Am Abend setzten wir uns, hungrig wie immer, in ein hübsches Restaurant und bestellen nach einem kurzen Blick in die chinesische Speisekarte das Gericht das gerade am Nebentisch serviert wird. Uns wird auf einem Recheaud in einer Pfanne eine Gemüsebrühe serviert, dazu gibt es ein Paar Teller mit Gemüse und Tofu welches in die Brühe geworfen und nachher mit den Stäbchen wieder hinausgefischt und gegessen wird. So weit so Gut. Als Christoph wortlos aufsteht und in der Restaurantküche verschwindet, kann nur das fehlende Fleisch der Grund sein. Wieder zurück folgt ihm nach kurzer Zeit der Küchenchef der fragend die Finger hebt. Einmal oder zweimal? Auf Esthers Einfingerzeig, Einmal genügt, folgt Christophs Zweifingerzeig, Zweimal, ich bin hungrig. Ein paar Minuten später werden uns sechs Platten Fleisch serviert, davon zwei mit Hühnerfüssen, sicher 40 an der Zahl. Tapfer machen wir uns an die Arbeit und vertilgen vier der sechs Portionen. Die Hühnerfüsse bleiben uns jedoch trotz aller Bemühungen im Hals stecken und landen wieder auf dem Teller. Igitt.

Gut genährt fahren wir am nächsten Tag weiter.

Mittlerweile säumen Bananenpalmen und Kakteen die Strasse. Der Bambus ist riesig und baumdick und überragt alle Bäume. An den steilen Hängen hat es Mandarinenbäume die gerade geerntet werden. Zierliche Frauen tragen schwere, mit Früchten vollbeladenen Körbe die steilen Hänge herunter, damit sie unten auf der Strasse in einen Lastwagen geladen und von Männern fortgefahren werden können.

Plötzlich hören wir eine Kreissäge. Ein ungewöhnliches Geräusch, wird hier doch alles von Hand gemacht. Ein paar Kurven später kommen wir in ein enges Flusstal und wie auf einen Schlag wird die Vegetation ganz tropisch. Die Kreissäge ist eine Grille und hier in diesem Flusstal gibt es tausende der Art und diese „bezirpen“ uns mit einem ohrenbetäubenden Lärm.

Im Städtchen Jianshiu machen wir ein paar Tage Rast. Wir sind Müde, mehr im Kopf als in den Beinen. Wir brauchen eine Pause von den immer neuen Eindrücken und Erlebnissen.

Wir verbringen unsere Tage bei herrlichen Temperaturen auf der hübschen Veranda unseres Hotels, schauen über die Dächer des alten Städtchens und tun gar nichts.

Bevor wir China verlassen ist ein letzter, kleiner Pass zu überqueren. Die letzten 200 km fahren wir dem Roten Fluss entlang. Kilometerlange Bananenplantagen wechseln sich mit Kautschukplantagen ab. Langsam entschwindet China. Han-Chinesen sind hier kaum noch zu sehen. Die kleinen Dörfer am Fluss, meist nur aus einfachen Bretterbuden bestehend, sind von Minderheiten und Vietnamesen besiedelt.

Die Ausreise aus China verläuft problemlos, genauso die Einreise ins Nachbarland.

Good morning Vietnam! Wir freuen uns auf ein neues Land.

R O U T E